Bei der Präparation der Schädel gehe ich pragmatisch vor und benutze Hilfsmittel und Materialien, die wenig Aufwand bedürfen und leicht zu besorgen sind. Alles basiert darauf, dass Muskulatur, Fett- und Bindegewebe selbst abgeschabt oder abgezupft werden.
Ein Präparator hat mir einmal erzählt, das beste Präparierbesteck sind die Finger und Fingernägel. Das stimmt auch! Trotzdem helfen auch Pinzetten, Scheren und Schaber (und schonen die Finger!!). Für alle Köpfe aus unterschiedlichen Tierklassen ist das Prinzip der hier beschriebenen Präparation gleich, es variieren vor allem die "Koch-Zeiten". Ausserdem lösen sich Fleisch und Bindegewebe unterschiedlich leicht bei den verschiedenen Tieren.

Abbildung 1: Tierkadaver
Abbildung 1: Exotisches und weniger Exotisches, fertig zur Präparation.
Abbildung 2: Präparartionsutensilien
Abbildung 2: Zusammenstellung der Präparations-Grundausstellung (A, C: Plastikschüsseln, B. alter Topf, D: Wasserstoffperoxid (H2O2),
E: Waschmittel, F: alte Handtücher und Grund-Präparier-besteck mit Pinzetten, Scheren, Spatel, Schaber, Bürsten)
Abbildung 3: Präparation eines Lammädels
Abbildung 3: Präparierter Lamm-Kopf, Legende siehe Text

Für die Präparation wird der Kopf zunächst zum Entbluten über Nacht in kaltes Wasser gelegt (A). Der Kopf wird dann abgekocht, 10-30 Minuten je nach Kopfgrösse. Die Haut samt Fell oder Federkleid und die Fettschicht darunter werden zusammen mit einem Teil der Muskulatur entfernt (B). Es ist ratsam, das Hirn schon jetzt über die hintere Öffnung zu entfernen. Das geht am besten, wenn man mit einem kleinen Löffel in der Gehirnkapsel in einer Wanne unter Wasser ordentlich "rührt" und das Hirn dann nach und nach herauszieht. Das klingt etwas ekelig, ist es auch, funktioniert aber mit der beschriebenen Technik sehr gut. Es folgt ein 10-30 minütiger Kochschritt in Waschmittel-Lauge (gängiges Waschmittel, nur etwas konzentrierter als üblich) zur Entfettung (C) und eine weitere Entfernung von allem nicht-knochigem Gewebe (D). Nicht vergessen sollte man, aus den Nasen mit einer Pinzette die Schleimhäute zu entfernen, möglichst ohne die Nasenbeine zu sehr zu beschädigen. Das gelingt allerdings nicht immer. Über Nacht wird der Kopf jetzt in 1%iger Wasserstoffperoxid-Lösung gebleicht (E). 30%ige Lösung gibt's in der Apotheke, die muss dann 1:30 in Wasser verdünnt werden. Die 1%ige Wasserstoffperoxid-Lösung kann zum Bleichen auch heiss sein (einfach die Verdünnung mit heissem Wasser herstellen), dann geht's schneller. Dann wird der Kopf von weiteren Geweberesten gereinigt, bis der fertige weisse Schädel getrocknet und letzte angetrocknete Fleischreste mit einer Bürste entfernt werden. Falls noch Fett im Schädel zu erkennen ist, kann der Kochschritt in Waschmittel-Lauge wiederholt werden. Das Resultat (F) kann sich doch sehen lassen, oder?

Abbildung 4: Präparation eines Flamingoädels
Abbildung 4: Präparierter Flamingo-Kopf, Legende siehe Text.

Tips und Infos:

→ Sollten sich Zähne während der Präparation gelöst haben oder Teile des Schädels abgebrochen bzw. auseinander gezogen worden sein, so können diese am Ende der Präparation nach der Trocknung angeklebt werden. Am besten nimmt man dazu Holzleim (z.B. Ponal), der hell-weiss nach dem Trocknen wird, kaum auffällt und sich ausserdem durch Kochen wieder aufweichen und ablösen lässt.
→ Jungvögel-Köpfe dürfen nur ganz leicht angekocht werden. Der Schädel fällt sehr leicht bei der Präparation auseinander.
→ Fischschädel sind aus einzelnen Knochen aufgebaut und äusserst schwierig nach dem Entfleischen, Entfetten und Bleichen wieder zusammenzusetzen. Praktisch ist es da, einen fertigen Schädel, oder wenigstens gute Abbildungen und Fotos, zur Hand zu haben.
→ Bei der Präparation eines ganzen Tieres, wenn sämtliche Knochen einzeln gesichert werden sollen, empfiehlt es sich bei den Fusswurzelknochen, die besonders schwierig zu reinigen sind, diese vor dem Abkratzen von Knorpel und Bindegewebe kurz antrocknen zu lassen.

Weitere Methoden der Knochenpräparation sind beschrieben worden, beliebt ist vor allem der Einsatz von Speckkäfern (Dermestes spec.). Ich selber habe keine Erfahrung mit Speckkäfern, es soll aber phantastisch funktionieren und ist wohl zu empfehlen, wenn man die Möglichkeit hat, eine solche Zucht aufzubauen oder in einem Naturkundemuseum die dortige Zucht nutzen kann. Eine Zuchtanleitung mit ausführlicher Anwendung der Speckkäfer zur Präparation ist beschrieben in: Niederklopfer & Troxler, "Knochenpräparation" (siehe "Literatur und Links"). Von der Idee, Tierköpfe einfach in Ameisenhaufen zu legen, sollte man Abstand nehmen, da die Ameisensäure die Schädel angreift und die Ameisenhaufen ausserdem geschützt sind und nicht beschädigt werden sollten.

Abbildung 5: Präparation eines Seehundschädels
Abbildung 5: Präparierter Seehund-Kopf, Legende siehe Text

Wer sich ausführlich informieren will, kann nachlesen bei Piechocki, "Makroskopische Präparationstechnik" oder Niederklopfer, "Knochenpräparation". Präparationsmaterialien gibt es z.B. bei Bauer Handels GmbH (siehe "Literatur und Links").

Das Skelettieren eines Tieres läuft grundsätzlich ähnlich ab wie beim Präparieren eines Schädels. Der hier gezeigte Wanderfalke wurde von einem Habicht getötet. Der Körper des Vogels zeigte Wunden am Kopf, am Hals und am Brustkorb, was äusserlich nicht sehr deutlich auffiel (1). Die Wunden waren zwar massiv, die Knochen bis auf zwei Rippen allerdings nur marginal beschädigt. Der Vogelkörper wurde nach Wässern für 24 Stunden lediglich 5 min in sprudelndem Wasser gekocht. Die Extremitäten, Flügel, Beine und Kopf wurden vom Körper abgetrennt, ausserdem wurden die Eingeweide entfernt (2). Fleisch und Federn wurden grob entfernt, die Teile 5 min in Waschmittellauge gekocht und daraufhin intensiv Fleischreste abpräpariert (3). Da hier ein Skelett präpariert werden sollte, bei dem die Bänder und Gelenke nicht entfernt und nicht Einzelknochen am Ende zusammengeklebt werden sollten (was detaillierte anatomische Kenntnisse voraussetzen würde), wurden bei den einzelnen Körperteilen die Gelenke möglichst erhalten. Waren die Fleischreste weitgehend entfernt, wurden die Körperteile in warmes 1% Wasserstoffperoxid für 12-15 Stunden gegeben (4). Wiederholtes Entfernen von weiteren Fleischresten und Wässern in frischem warmem Wasser erfolgte (5), bis die Teile in anatomisch korrekter Weise getrocknet und zu einem Skelett zusammengeklebt wurden (6). Dazu eignet sich eine Schnellkleb-Pistole, wobei Holzleim besser hält. Will man einzelne Gelenke nachträglich verändern, eignet sich ein Hand-Wasserdampfstrahlgerät zur lokalen Aufweichung der getrockneten Gelenke.

Abbildung 6: Präparation eines Wanderfalkens
Abbildung 6: Präparation eines Wanderfalkens, Legende siehe Text

Ich werde oft von Leuten, die ich mit meiner Schädelbegeisterung angesteckt habe, gefragt, wo man denn so einen Schädel herbekommt. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wichtig ist, dass man diese Schädel legal erwirbt und für alle Knochen die richtigen Papiere (Abstammungsnachweis oder CITES) mitbekommt. Eine Übersicht, welche Tiere wie geschützt sind, gibt das Bundesamt für Naturschutz. Eine Recherche ist recht einfach mit Hilfe von „WISIA“ möglich (siehe: „Artenschutz/Behörden“ auf dieser Website). Natürlich kann man einen Schädel kaufen, einige exzellente Quellen habe ich bei „Literatur und links“ hier auf der Website aufgelistet (Beispiel in Abb. 7 (A)). Aber oft liegt der Reiz darin, den Schädel selbst zu präparieren. Tote Tiere dafür liegen z.B. (einfach) an der Straße und wurden z.B. von Autos überfahren (Abb. 7 (B), in Englisch: „roadkill“). Oft ist allerdings der Kopf so zertrümmert, dass auch die Schädel nicht mehr als Ganzes unbeschädigt erhalten sind, was man manchmal erst während der Präparation merkt. Auch im Wald findet man verendete Tiere, die allerdings oft mehr oder weniger stark verwest sind (Abb. 7 (C)). Beim Buddeln im Garten stößt man des Öfteren auf komplett skelettierte Tiere, meist Haustiere, die vor Jahren dort begraben worden sind (Abb. 7 (G)). Frische Köpfe kann man manchmal von Züchtern von Tieren bekommen, z.B. auf Farmen, die diese für die Fleischvermarktung halten und vermehren (Abb. 7 (H)) oder man kann sich an Jäger wenden, die Tiere im Wald schießen (Abb. 7 (D)). Beim Schlachten fallen Tierköpfe an, die von Schlachthöfen erworben werden können und auch in Zoos sterben Tiere (Abb. 7 (E)), die aber meist auf die Todesursache untersucht und in pathologische Institute eingeschickt werden, weswegen man nur sehr selten an solche, oft exotische Tiere kommt. Auch hier wieder der Hinweis auf die notwendigen Papiere bei geschützten Tieren! Bei eigenen Haustieren ist die Hemmschwelle oft zu hoch, die liebgewonnenen Kameraden zum Präparieren zu verwenden, und Friedhöfe (Abb. 7 (F)), sind natürlich eh tabu…

Abbildung 7
Abbildung 7: Quellen für Tiere, die legal für Schädelpräparationen verwendet werden können. (A) der berühmte Laden „Evolution“ in New York für biologische Besonderheiten aller Art, siehe „Literatur und Links“ auf dieser Webseite, (B) überfahrener Dachs neben Straße im Schwarzwald, (C) halb verwester Wildschweinkeiler aus Rottenbach in Thüringen, danke Rolf!, (D) Maultierhirsch in Kalifornien/USA, schon im Visier eines Jägers, (E) der berühmte Zoo in San Diego in Kalifornien, USA, (F) Tierfriedhof im Südwesten der USA, (G) ausgegrabene Knochen als Teil eines Hundeskelettes aus Karlsruhe, danke Ferdi & Leo!, (H) gezüchtete Lämmer vom Texel-Schaf auf der Insel Texel in den Niederlanden.

Manchmal findet man am Wegrand Tiere, die schon so lange dort gelegen sind, dass sie nicht mehr für eine ordentliche Präparation geeignet sind. Man kann höchstens einzelne Zähne und Knochen aus den platten Haufen bergen und entsprechend reinigen…

Abbildung 8
Abbildung 8: Schon länger liegende tote Tiere am Wegrand, (A) Taube, (B) Erdkröte und (C) Igel.